Hamburg ist ein Lehrstück dessen, wie unterschiedlich Menschen auf Gewalteskalationen reagieren.
Man kann dieses Lehrstück beliebig auf andere Gesellschaftsgruppen ausweiten, ich möchte einiges davon hier aufarbeiten.
In vielen Reaktionen gestern wurden die Ausschreitungen von Gewalttätern und anarchistischen Antifa Freunden als Links bezeichnet.
Mehrfach habe ich betont, mit links hat das was in Hamburg geschehen ist, nichts zu tun.
Warum ist es so wichtig, hierüber intensiver nachzudenken?
Weil ich den Eindruck nicht los werde, dass unsere Gesellschaft über die allseits bekannte Strategie : Teile und herrsche gegeneinander ausgespielt wird.
Geschehen Anschläge durch Radikale auf Flüchtlingsheime, wird dies mit rechts in Verbindung gebracht. Die gesamte Nazizeit wird mit rechts in Verbindung gebracht, nationales Denken und Handeln, Patriotismus und Rechtsstaatlichkeit in Verbindung mit Nazis gebracht.
Diese gedanklichen Verbindungen wurden so oft geäußert, dass sie sich tief in die Gedankenmuster der Menschen eingebrannt haben und so steht eine Partei, die im Kern viele unterschiedliche Strömungen hat, am Pranger und kann über die Instrumentalisierung von Gewalttaten und vielen Opfern dämonisiert werden.
Selbstverständlich sind die so angegriffenen Demokraten, die natürlich nichts mit Nazis zu tun haben, nun unter Druck und werden versuchen sich gesellschaftlich wieder besser zu positionieren.
Damit geraten alle “Linken”, die die Dämonisierung der “Rechten” betreiben, ins Fadenkreuz einer Gegenreaktion.
Wenn dann entsprechend extremistische Gruppierungen agieren, so liegt es nahe, dass gesamte linke Spektrum dafür verantwortlich zu machen, um eben diesen Teil der Gesellschaft zu dämonisieren und sich selbst zu schützen.
Durch dieses Verhalten erhalten die extremistischen Ränder gesellschaftlich politische Gestaltungsmöglichkeit, die ihnen nicht mal im geringsten zusteht und durch diesen hin und her wabernden Schlagabtausch beginnen sich auch die rechts oder links zugehörigen Teile der jeweiligen politischen Spektren zu radikalisieren.
Die Bekämpfung politisch Andersdenkender geht seit geraumer Zeit von Politik, Medien, Nichtregierungsorganisationen, Kirchen und vielen anderen aus, die damit nicht nur extremistische Kräfte gefördert haben, sondern in vollem Bewusstsein die Zerstörung unserer Demokratie vorwärts treiben und dabei mächtig profitieren.
So nachteilig es ist, wenn seitens der AfD ein Funktionär irgendwo Verständnis für rechte extreme Aktionen hat, so nachteilig ist es dann auch für eine Partei wie die Linke, oder die Grünen, wenn deren Politiker die Gewalt in Hamburg der Polizei in die Schuhe schieben.
Diese Form der Spaltung muss aufhören, wie wir in Hamburg sehen, dreht sich die Spirale der Gewalt immer weiter und wir als Zivilgesellschaft rücken nicht zusammen, um Terroristen und Extremisten die Stirn zu bieten, nein, wir entfernen uns voneinander.
Das öffnet Möglichkeiten für die Politik, unser Land nachhaltig umzugestalten, wir wissen ja um die letzten Beschlüsse des Bundestages, die heute bereits keine Zeile mehr wert sind, weil wir mit der Aufarbeitung von Gewalt in unserem Land beschäftigt sind und Feindbilder unsere Gedanken beherrschen. Damit ist es den Regierungsparteien gelungen, selbst Gesetze durchzubringen, die niemals von linker Seite akzeptiert worden wären. Da sie aber hauptsächlich gegen das sogenannte rechte Feindbild verkauft wurden, werden sie akzeptiert.
Ich habe immer geschrieben, Deutschland muss Demokratie wieder lernen. Das ist und bleibt richtig, es kommt nun etwas hinzu, Deutschland muss wieder befriedet werden.
Die jeweiligen politischen Gruppierungen sind somit aufgerufen, die Extremisten aus ihren Reihen auszuschließen und deren Handeln nicht in Verbindung mit demokratischer Willensbildung zu bringen.
Die jeweiligen Glaubensrichtungen sind aufgerufen, sich von ihren Extremisten zu trennen und klar zu stellen, dies gehört nicht zu ihrem Glauben.
Geschieht das nicht, erleben wir in Zukunft in Deutschland einen Glaubens- und einen Bürgerkrieg. Damit sind wir jeglicher Zukunft beraubt und alles wofür unsere Mütter und Väter gearbeitet und uns hinterlassen haben, ist zerstört.
Es liegt an uns, in unserem Bereich den Anfang zu machen, es liegt an den anderen, diesem Beispiel zu folgen.
Wir haben nur diese eine Chance.
(Mit freundlicher Genehmigung des Autors. Volker Richter ist AfD Kreistagsabgeordneter im Landkreis Kassel, Hessen)